PERSÉ
„Lern heut mal fliegen um zu sehen was Überflieger so sehen, mein einziger Stop, die Blaupause“: So rappt er von der Suche nach seinem Platz im Leben, dem Bestreben, sich anzupassen, vom Scheitern damit, von der Schieflage der Menschheit und den Widersprüchen der Welt und vom inneren Gericht, vor das er mit sich selbst zieht. Persé hat Positionen – politisch, gesellschaftlich, zwischenmenschlich – die mitzuteilen, ihm ein Bedürfnis sind.
Quelle: saechsische.de
Wenn es um Musik geht gibt es für Persé nur diese erste Liebe, „ohne Sie wäre mein Leben grau“. Und was er damit meint, wird in seinen Songtexten hörbar. So spricht er unter anderem von der Engstirnigkeit der Gesellschaft, dem auferlegten Leistungsdruck, dem Kampf mit seinen inneren Demonen und der Suche nach sich selbst. Aufgewachsen ist der Dresdner Rapper in Ottendorf-Okrilla, einer 10000 Seelen Gemeinde im Norden Dresdens zwischen Industrieruinen und ländlichem Flair. „Bei uns Zuhause lief immer Musik“ und so wurde Persé früh geprägt durch die Hörgewohnheiten seiner Eltern, die ihm mit Michael Jackson, Kool & the Gang oder Xavier Naidoo den Soul in die Wiege legten. Doch auch Rapplatten von 3P oder Nana sind im Plattenregal der Eltern zu finden und legen den Grundstein für die Kunstform, die, wie er selbst sagt, sein Leben rettete – Rap!

BACK IN THE DAYS
Wie für viele Kids war der provozierende Rap für ihn am interessantesten und so liefen im Discman des jungen Persé Eminem und DMX oder Kool Savas und Samy Deluxe rauf und runter. Doch genau diese Musik gab ihm Kraft in seiner Schulzeit, die für Persé sehr viele Schwierigkeiten und Hindernisse mit sich brachte oder um es in seinen Worten zu sagen, „meine Schulzeit war Horror“. Denn diese war gerade in den ersten Jahren geprägt von Mobbing, Lerndefiziten, Leistungsdruck, Krankheiten und dem Tod seines Cousins. Genau in dieser Zeit war Rap-Musik für ihn die größte Stütze und somit wuchs durch das populäre Element seine Liebe zur Hip Hop Kultur. Bald fing er an erste eigene Texte zu schreiben und seine Wut, Ängste und Trauer in Worte zu fassen.
Inspiriert durch die in der Einflugschneise ansässigen Crews Double 15 und 44 Click rappte er mit 16 Jahren das erste Mal im Musikunterricht vor seiner Klasse und nahm erste Tracks mit seinem Mp3 Player auf. Kurz darauf gründete er mit Freunden eine eigene Crew, nahm Songs im Homestudio auf, verteilte Mixtapes mit eigens entworfenen Covern und spielte seine ersten Auftritte vor Publikum. Nach zahlreichen Mixtapes und einem Album trennte sich Persé 2013 von seiner Crew und schlug mit neuem Album und weiteren Mixtapes und EP’s eigene Wege ein. In dieser Zeit machte er sich in der Dresdner Szene einen Namen als Teil des Kollektiv44-Projektes, dass 2016 klar Stellung gegen die PEGIDA-Demos mit deren rassistischen und menschenverachtenden Aussagen bezog. Zuvor hatte er schon vereinzelt auf Songs Haltung gegen Neonazis gezeigt, doch seit diesem Zeitpunkt sah er es als seine Verantwortung in seiner Kunst zu den Themen struktureller Rassismus und Rechtsextremismus aufzuklären und klare Werte wie Menschlichkeit und Toleranz zu vertreten. Gerade auch deswegen, weil er sich der Hip Hop Kultur zugehörig fühlt und diese seine Wurzeln im Afroamerikanischen New York der 70er Jahre hat.

ALLES NEU
2019 begründete er mit seinem von da an aktuellen Künstlernamen Persé einen neuen Abschnitt seines kreativen Schaffens. Auch um sich stiltechnisch von seinen alten Werken abzugrenzen, aber vor allem um sich von unreflektiert sexistischen, homophoben oder transfeindlichen Zeilen aus seinen Anfangsjahren zu distanzieren. Passend dazu veröffentlichte er im Jahr 2020 unter neuem A.K.A. sein Debütalbum „Distanz“, dass er gemeinsam mit dem Dresdner Produzenten / Rapper S Dope produzierte. Auch das nachfolgende Album „Substanz“ ist in der Zusammenarbeit der beiden entstanden und sorgt sowohl mit Titeln wie „Planet“ oder „Buhmann“ für Gänsehautmomente, als auch mit Bangern wie „Thriller“ oder „Bubble“ für besten Deutschrap auf atmosphärischen Beats.
Persé ist mit seiner Legacy weit entfernt vom Newcomer, als MC auf Songs und der Bühne so frisch und hungrig als hätte er gerade zum ersten Mal Rap entdeckt und doch so bodenständig, sowie reflektiert im Umgang mit seinem Wertegang. Er schreibt immer noch seine tiefsten Gefühle nieder, mal klar, mal verschachtelt, doch immer mit Ehrlichkeit und klarer Haltung. Und falls ihr es vorher nicht gewusst habt, dann wisst ihr’s jetzt, ist PERSÉ FRESH.